www.verneforeningen.no – www.visitdrobak.no – www.oscarsborgfestning.no – www.frogn.kommune.no
Dieser Wegweiser soll den gesammelten Eindruck der «Nördlichsten Südnorwegen-Stadt» erleichtern. Wir schlagen vor, dass Sie eine oder mehrere der drei Rundtouren wählen, je nachdem wie viel Zeit Ihnen zur Verfügung steht. Alle Touren starten bei der Touristeninformation und dem Aquarium im Bootshafen 1. Sie befinden sich in einer der traditionellen Sommerstädte des Oslofjords, aber die Jahreszeit bestimmt in hohem Grad, ob Drøbak dem anspruchsvollen Titel «Perle des Oslofjords» gerecht wird.
Drøbak liegt dort, wo der Oslofjord am schmalsten ist. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts bekam der kleine Strandort eine Art städtische Bebauung. Die wirtschaftliche Grundlage dafür gaben Holzhandel und Schiffahrt. 1842 bekam der Ort eigene Handelsrechte, die zuvor unter Christiania (Oslo) lagen. Der Eisexport nach England und Europa war Drøbaks große Einnahmequelle zwischen 1850 und 1900.
Obwohl wir Drøbak heute als eine typische Kleinstadt empfinden, sollte man jedoch nicht vergessen, dass die Hauptstadt (Oslo) um rund 1800 ca. 8.000 Einwohner, Moss ca. 2.500 und Drøbak 1.100 Einwohner hatte. Die Stadtgemeinde Drøbak und die Landgemeinde Frogn wurden 1962 als Gemeinde Frogn zusammengeschlossen.
Was der Name Drøbak (ø = ö) bedeutet, wissen wir nicht. Wahrscheinlich gibt es einen Zusammenhang mit «drøye bakker», was soviel wie «reichliche Steigungen» oder auch ”steile Hänge” bedeutet, wovon es eine ganze Reihe gibt.
Drøbak diente teilweise als Außenhafen für Christiania. Zu Segelschiffzeiten fror der innere Teil des Oslofjords im Winter zu. Außerhalb des Drøbak-Sundes jedoch war der Fjord meist ganzjährig befahrbar. Die Waren zur Versorgung der Hauptstadt konnten hier ausgeladen und mit Pferd und Wagen weiter landeinwärts gebracht werden. Ein Teil der Schiffe, die in der Hauptstadt zu Hause waren, lagen hier in Winterauflage, um im Frühjahr, wenn die Frachtsaison begann, schneller hinauszukommen. Die Schiffe lagen bei «Kaholmene» («Oscarsborg») und in der «Vindfangerbukt» (Windfangbucht).
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Rundgang Nr. 1:
«Geschichtsgesäusel und Geschichtsgepolter»
Dauer: Ca. 1 Stunde
Auf unserem ersten Rundgang starten wir im Bootshafen, der Anfang der 1920-Jahre gebaut wurde, und wandern zwischen kleinen Holzhäusern aus dem 18. und 19. Jahrhundert hinauf zu «Fiskerkroken» (Angelhaken). Von dort aus kommen wir zu Drøbaks Zentrum, dem Marktplatz, der 1997 von der jetzt so bekannten Architektfirma Snøhetta erneuert wurde. Dort gibt es Marktstände, Kuchenauslosungen, Konzerte und politische Veranstaltungen. Nach Westen hin, dem Fjord zu, sehen wir links Storgaten 1 2, das große Herrschaftshaus aus dem Jahre 1800, das viele Jahre Mittelschule und davor Hotel war. Es gehörte dem Schiffsreeder, Holzhändler und Eisexporteur Henry Parr Samuelsen, der auch niederländischer Konsul war.
Hinter dem kleinen Park mit der Statue des Fischers, der den berühmten Drøbakdorsch angelt, liegt «Tregaardens Julehus» (Weihnachtshaus) was fr¨her ein Bethaus war 3 und wo jetzt das ganze Jahr über Weihnachtsstimmung herrscht.
Die nächsten Häuser sind «Julenissens Postkontor» (das Postamt des Weihnachtsmannes) 4 und die Stadtbibliothek 5. Der Stilausdruck der Bibliothek zeigt an dem Dach und dem Markt zugewandter Eingangstür Rokokorundungen im Louis-Seize-Stil aus dem Ende des 18. Jahrhunderts. Früher waren beide Gebäude Schulen, und davor Privathäuser von Kaufmannsbürgern mit Familie und Dienerschaft. Die Leute in Drøbak sagen, dass Christian Magnus Falsen hier den Entwurf zum norwegischen Grundgesetz schrieb und haben Ihm desshalb eine Büste vor dem Eingang zur Bibliothek gewidmet.
Das große Holzhändlergebäude rechts 5 kann als Beispiel dafür stehen, wie im 18. Jahrhundert in Drøbak gebaut wurde: ein zentral platziertes Bürgerhaus, umgeben von geringeren Bauten für Arbeitsleute, Balkenbehauer und Matrosen. Wir wissen, dass das Holzhändleranwesen im 19. Jahrhundert aus einer ganzen Reihe von Gebäuden bestand. Außer dem Hauptgebäude gab es Bedienstetenstuben, Stall, Schweinestall und Bootshäuser; es waren insgesamt 12 Gebäude. «Bankløkka», der große offene Platz der Kirche gegenüber, diente sowohl als Weideplatz für die Haustiere als auch als Garten und gehörte ebenfalls zu dem Eigentum. Die zwei ockergelb gemalten Holzhäuser auf beiden Seiten östlich der «Torggata» (Marktstraße) sind wohlgehaltene Handelshäuser aus dem 18. Jahrhundert 6.
«Kirkegaten» (Kirchstraße) mit Allee (alle originalen Bäume wurden auf Grund von Krankheit und Alter unter grossem Protest gefällt und in 2013 neugepflanzt) führt zu der Ortskirche aus dem Jahre 1776 7. Die Tafel über der Eingangstür besagt, dass das Gebäude ein Geschenk von Niels Carlsen und seiner Ehefrau Martha Zachariastochter ist. Dies ist die einzige Kirche Norwegens, die von einer einzelnen Person geschenkt wurde. Das Interieur ist ausgesprochen interessant. Die Altartafel hat das gleiche Motiv wie die Tafel in «Vår Frelsers Kirke» (Kirche unseres Erlösers) in Oslo. Eine Kuriosität ist, dass die Kirchenuhr nur einen Zeiger hat.
Eine Büste von Carlsen steht in der kleinen Parkanlage gleich daneben 8. Niels Carlsen (1734-1809) war ein reicher Geschäftsmann und einer der größten Schiffsreeder des Landes am Ende des 18. Jahrhunderts. Er besaß große Teile des Strandgrundes in Drøbak und unter anderem auch die Holmen, auf denen heute die Oscarsborg-Festung liegt. Er war der mächtigste Bürger und Wohltäter des Ortes, und zeigte dies unter anderem durch seine Kirchenschenkung. Die Inschriften, über sowohl dem Haupteingang als auch dem nördlichen Eingang, sagen viel über den damaligen Zeitgeist aus. Der Grabplatz der Familie Carlsen liegt auf einer Erhöhung im Friedhof. Gleich neben der Kirche finden wir auch den Eingang zum Badepark, der reichlich Felsen, Pfade und Strände zum Badevergnügen und zum Spazieren gehen hat. Im Park finden wir außerdem Reste einer Badeanstalt vom Anfang des 20. Jahrhunderts: In dem Gebäude war das Warmwasserbad 17. Hier konnte man Römer-, Moor- und andere gesundheitsfördernde Bäder nehmen. Wie auch an anderen Orten der Küste entlang, verlegte man sich hier auf Tourismus, nachdem die Segelschiffe ihr Terrain an die Dampfschiffe verloren hatten und der Holzhandel und Eisexport unbedeutend geworden waren.
Mitten im Park findet man eine Büste des Obersten Birger Eriksen 9, der am 9. April 1940 die Order gab, Feuer gegen den deutschen Kreuzer «Blücher» zu eröffnen. Der Blick des Obersten ist auf die Oscarsborg-Festung gerichtet, von wo der Kreuzer im Drøbak-Sund gesenkt wurde und dadurch die Besatzung um einen Tag verzögerte, so dass Regierung und König der deutschen Gefangenschaft entgehen konnten. Einige Meter östlich der Kirche liegt ein charakteristisches quadratisches Holzgebäude, das auch ein geschenk der Carlsen-Familie 10 war. Es hat den Namen «Drøbak Hospital», und eine Tafel über dem Haupteingang (auf der Ostseite) erzählt, was die Intention des Gebers war. Dies war das erste Altersheim der Stadt; heute ist es ein Senioren-Aktivitätshaus. Südlich des Hospitals finden wir noch ein holzgetäfeltes Gebäude aus dem 19. Jahrhundert 11. Dies war die erste Schule des Ortes. Auch diese war ein Geschenk von Carlsen.
Das Haus wurde später als Apotheke benutzt, was man noch an der Fassade und der schmiedeeisernen Pforte sehen kann. Neben dieser Pforte steht ein Gedenkstein, an dem man das Monogramm von König Haakon VII und die Zahl 1905 erkennen kann.
Unser Weg führt uns weiter auf der Niels Carlsenstraße nach Norden, und wir sehen ein großes Herrschaftshaus, das sozusagen quer zu der Wegrichtung liegt 12. Dies war das ursprüngliche Drøbak-Eigentum, das Carlsen ca. 1750 kaufte und zu einer Prachtwohnung umbaute. Auf diesem Areal standen früher mehrere Gebäude, unter anderem Nebengebäude oder Schuppen. Der Hof wurde nach Carlsens Zeit Amtsgerichtshof für den Amtsrichter Hans Petter Ellefsen. Das Gebäude wird immer noch «Skrivergården» (Amtsschreiberhof) genannt und ist heute im Besitz der Heilsarmee. Nun gehen wir nach rechts den «Sorenskriver Ellefsens vei» (Amtsrichter Ellefsen-Weg) hinauf und kommen oben am jetzigen Altersheim «Grande» 13 vorbei, einem großen Backsteingebäude auf der linken Seite. Wir gehen beim Kreisverkehr nach links und den «Hagenbakken» (Gartenhang) hinunter bis zur ersten Kreuzung. Dann geht es weiter die Treppe im «Bentsebakken» hinunter und hinaus auf die «Sundbrygga» (Sund-Kai).
Hier haben wir einen guten Überblick über die Oscarsborg-Festung 14 . Der Einsatz am 9. April 1940 von der Festung aus, als die deutsche Schwadron, die Oslo einnehmen sollte, gestoppt und das geplante Unternehmen verzögert wurde, ist ein bedeutungsvolles Geschehnis in der norwegischen Geschichte. Der Kreuzer «Blücher» sank zuletzt bei den Holmen «Askholmene», die wir mitten im Schiffahrtsweg in Richtung Oslo erkennen können. Das Militär hat seit 2002 seine Tätigkeiten auf der Festung eingestellt und der Ort beherbergt jetzt Museums, Kunstausstellungen, Cafés, Restaurants und ein Hotel. Falls Sie die alte Festung besuchen wollen können Sie die Bootfähre direkt von der Sundbrygga nehmen. Für weitere Information www.oscarsborg.no oder für Arrangementsübersicht www.oscarsborg.org .
Wir gehen zurück zum «Husvikveien» und wenden uns nach rechts in südlicher Richtung. Mauern und rotbraune Nebengebäude verbergen die Sicht auf den schönen «Ringgård» 15 mit Hauptgebäude, Nebengebäuden, Park und Lusthaus. Das Eigentum und seine Umgebung sind wieder ein Beispiel für Drøbaks «Stadtkultur»: das Wohngebäude des Handelsbürgers mit Nebengebäuden und ganz dicht zusammengedrängten Wohnungen für gewöhnliche Leute.
Einige Hundert Meter weiter finden wir auf der rechten Seite, dem «Skrivergården» gegenüber, die «Villa Parr» 16. Ab 1850 war es im Besitz von Søren Parr, dem größten Exporteur von Eisblöcken aus norwegischem Süßwasser-Eis.Von ungefähr 1850 bis zum ersten Weltkrieg (1914-18) war der Eisexport im hiesigen Gebiet eine wichtige Nahrungsgrundlage. Das Eis wurde nach Großbritannien und Holland exportiert. Da wo heute die Wiese ist, die bis hinunter zum Wasser reicht, lagen nebeneinander mehrere Eishäuser und Lager für Eisblöcke. Noch heute können wir Ringe und Befestigungen für die Schiffsvertäuung auf den Felsblöcken rings umher sehen.
Wir wandern nun rechts den Hang hinunter und kommen auf den öffentlichen Strand, der sich ganz bis zum Bootshafen erstreckt. Am Strand entlang kommen wir bei «Drøbaks Varmbad» (Heißwasserbäder) 17 vorbei, wo man seit 1902 Moorbäder und Massage bekommen konnte. Das Haus dient jetzt als Austellungslokal für den ”Verein zum Schutz des alten Drøbak” und dem ”Drøbak Kunstverein” mit Ausstellungen und Aktiviteten das ganze Jahr hindurch. Wand an Wand mit dem «Varmbad» lag das Salzwasser-Wellenbad mit sowohl Herren – als auch Damenabteilung. Von der ursprünglichen Badeanlage ist nur noch ein kleiner Teil erhalten.
Weiter nach Süden kommen wir am «Park-kafeen» (Parkcafé) und dem Amphitheater im Badepark vorbei, wo Sommerveranstaltungen stattfinden. Wenn wir über den Abhang kommen, sehen wir rechter Hand ein großes Gebäude im sogenannten Schweizerstil, das ist die marinebiologische Station der Universität Oslo 18, die 1894 gebaut wurde.
Wir kommen nun zum Kleinboothafen. Auf der linken Seite gibt es einige Steinhäuser, wo früher Bootswerften, ein Elektrizitätswerk, eine chemische Fabrik / Tapetenfabrik waren. Heute sind die Gebäude zu Wohnungen umfunktioniert. Das große Holzhaus, dessen Fassade zum Hafen hin zeigt, war eines der vielen Drøbak-Wohnungen des Malers Christian Krohg. Wir gehen weiter nach Süden und finden «Skipperstuen» (die Schifferstube), ein beliebtes Restaurant, das faktisch seinen Namen mit Recht trägt; das Haus gehörte seinerzeit dem Schiffskapitän Søren Hagbarth Haagensen. Wir gehen dann in südlicher Richtung durch den Bootshafen zurück zur Touristeninformation 1.
Rundgang Nr. 2:
«Badehaus und Künstler»
Time: Ca. 1 Stunde
Von der Touristeninformation 1 mit Aquarium und «Lutefiskmuseum» (lutefisk=gelaugter Kabeljau, eine norwegische Spezialität) gehen wir zuerst hinaus auf die lange Mole A um den schönen Oslofjord mit den großen Passagierschiffen und Kreuzern zu betrachten, die zwischen Oslo und dem Ausland vorbeiziehen. Auf dem Weg kommen wir an der Skulptur von drei schönen Meerjungfern vorbei, eine Arbeit des Bildhauer und Kunstmaler Reidar Finsrud. Wenn wir zurückgehen, sehen wir eine Reihe von kleinen Häusern, die den alten Fischerstrand (1750-1850) umkränzen. Unser Weg führt uns nach rechts in südlicher Richtung die «Havnegata» (Hafenstraße) entlang.
Auf dem großen Platz hinter der Touristeninformation war viele Jahrhunderte hindurch reger Betrieb. Im 18. Jahrhundert gehörte das ganze Gebiet der Carlsen-Familie und war Holzlagerplatz für die Export-Tätigkeit nach England, Holland und in andere europäische Länder. Später drehte es sich um Holz, Kohle und Koks, und wieder später um große Sandlager. Bis 1974 stand ein großer dreistöckiger Speicher an der Anlegestelle.
Weiter südlich wird die «Havnegaten» zur «Badehusgaten» (Badehausstraße) 20. Hier lag zu alten Zeiten Larsens Badehaus. Die schmale, malerische Straße führt an wohlgehaltenen alten Holzhäusern aus dem letzten Jahrhundert vorbei. Ausser ein Paar Neubauten sind die meisten Gebäude gut erhalten. Die Nr. 23 hat viel von ihrem ursprünglichen Gepräge behalten. Die Nr. 18 und 25 sind ohne große Veränderungen rehabilitiert worden. Das große rote Haus Nr. 28, wenn man um die Ecke zum «Hamborgveien» hinunter geht, ist ein Studium wert. Es ist ein sehr altes Haus mit noch viel von seinem ursprünglichen Aussehen.
Im Kaigebiet rechts, auf dem Hamborg-Kai 21, befand sich früher sowohl ein Waren-Umschlagplatz als auch eine Dampfschiff-Anlegestelle. Leider kan man nichts von all diesen Aktiviteten sehen, aber wir haben eine Erstattung in Form von einem Gästehafen mit dazugehörendem Restaurant erhalten welcher ein sehr beliebter Treffpunkt am Strand geworden ist. Den Hamborg-Namen findet man auf Häusern und Straßen in diesem Gebiet. Die Ansammlung von Häusern links, die dicht Wand an Wand liegen, und die sonstigen Häuser in der Gegend ganz am Ende der Bucht,
haben die Bezeichnung «Filisterkroken» 22 (Philisterwinkel). Der Ursprung des Namens ist allerdings unbekannt.
Den Strand entlang nach Süden hin findet man das alte Zollamt 23, das heute zur Universität Oslo gehört. In alter Zeit lag die Zollstation auf «Sand», drüben auf der anderen Seite des Fjordes. Nachdem jedoch Drøbak immer größere Bedeutung bekam, wurde die Zollstation zu Beginn des 18. Jahrhunderts hierher verlegt. Die Drøbak-Zollstation war nicht zum Mindesten in der Alkoholverbot-Zeit (1916-26) wegen Spritschmuggel und viel Dramatik auf dem Fjord wichtig. Wir drehen bei «Storgata» (Große Straße) Nr. 42 scharf nach links und wandern «Tollbodbakken» (Zollamtsteigung) hinauf und wenden uns nach rechts. Hier zwischen der Nr. 8 und der Nr. 3 beginnt die schmalste Wegverbindung: der «Christian Krohgs vei» 24. Hier sind die Häuserwände so nah bei einander, dass man mit ausgestreckten Händen beide Seiten gleichzeitig berühren kann. Wir sind auf «Bråtan» (å= o), wo viele Kunstmaler spazieren gingen. Der «Anton Thoresens vei» ist nach einem beliebten Drøbak-Maler benannt, der in der Nr. 3 25 wohnte. Über der Nr. 7 ragt das Haus des Malers Wilhelm Otto Peters 26. Wir gehen «Petersbakken» hinunter und wenden uns bei der Nr. 16 nach links zum «Jørnsebakken» und gehen die Anhöhe hinauf. Bei der alten Stadtgrenze heißt der Weg dann nicht mehr «Jørnsebakken» sondern «Vestbyveien», und der Weg wird nach und nach flacher. Wir gehen weiter bis zur Nr. 47, einem restaurierten Haus im Schweizerstil 27.
Bevor wir nach rechts den «Wilhelmsbakken» hinuntergehen, können wir auf dem «Vestbyveien» 200 m weiter geradeaus gehen, um den Besitz «Maurbakken» (Ameisenhang) Nr. 54 mit seinen Erkern und seinem Lusthäuschen anzusehen. Knut Hamsun ließ das Haus 1905 28 bauen. Noch etwas weiter nach Süden zu liegen Badestrände und Freiareale auf «Torkildstranda» und «Skiphellebukta». Aber diesmal gehen wir den «Wilhelmsbakken» hinab zu «Johanne Dybwads vei». Das niedrige Haus links an der Wegkreuzung gehörte dem Maler Edvard Diriks 29. Ursprünglich war das Haus eine Fischerhütte mit zwei kleinen Räumen. Dort wohnte der Fischer Peder Klausen mit Frau und neun Kindern. Diriks dann wohnte das halbe Jahr hier, den Rest des Jahres in Paris. 1903 saß Gunnar Heiberg in der Stube und schrieb sein Meisterwerk «Kjærlighetens Tragedie» (Die Tragödie der Liebe). Der Zeichner Olaf Gulbransson machte hier an der Hauswand Scherenschnitte der Familie Diriks. Das Haus wurde in den letzten Jahren erweitert.
Wo «Johanne Dybwads vei» aufhört, liegt der große Besitz des Malers Ludvig Skramstad 30. Unten am «Wilhelmsbakken» liegt «Sprostranda» 31, ein hübscher Familienstrand. Wir wandern auf dem idyllischen «Strandveien» weiter nach Norden und kommen an der Nr. 3 vorbei, die früher «Obstfelders hus» (Obstfelder-Haus) 32 hieß.
Wir sind nun wieder auf dem «Jørnsebakken» und finden links an der Kreuzung Haus und Atelier des Malers Olaf Holwech 33. Unterhalb von Holwechs Garten liegt die Lotsenstation, wo sich viele Sommer lang Christian Krohg aufhielt. Für seine Bilder fand er viele gute Modelle in Drøbak, unter anderem für den Lotsen in «Grumset farvann» (Trübes Fahrwasser) 34. Das lange ockergelb gemalte Haus, die Nr. 2 auf der rechten Seite ganz unten in «Jørnsebakken», ist aus dem 18. Jahrhundert und wohl wert anzusehen. Wir sind wieder in der «Storgata». Hier liegt das «Hotel Reenskaug» 36. Bei der Nr. 24 wenden wir uns nach rechts und kommen zu «Tranga» (Enge), die Wegverbindung, die ihren Namen zu Recht trägt.
Ein Stück weiter oben im Gässchen kommen wir zur früheren Feuerwehrwache mit einem hohen Turm zum Trocknen der Wasserschlangen (Nr. 3). Im ersten Stock des langgestreckten Gebäudes hinter dem Turm («Damveien» 6) befand sich das Behelfsgefängnis 38 von Drøbak. Das Gefängnis war dafür bekannt, dass es nicht besonders ausbruchssicher war. Das war bei Gelegenheit ein gefundenes Fressen für die Hauptstadtpresse und die Witzblätter. «Tranga» endet am «Osloveien». Wir wenden uns nach links und gehen zum Markt und weiter hinunter zum Bootshafen 1.
Rundgang Nr. 3:
«Berge, Freiareale und Anlegestellen»
Time: Ca. 1 Stunde
Von der Touristeninformation 1 aus gehen wir bei der «Skipperstuen» (Schifferstube) 19 nach links die Anhöhe hinauf zum Marktplatz. Von dort geht es nach Osten, über den Markt, und hinauf zur «Torggaten» 6 (Marktstraße) Am Ende dieser Straße liegt ein wohlgehaltenes Gebäude, das viele Jahre lang eine Manufakturenhandlung 39 war. Davor war es das «Samlag» der Stadt, eine Art Vorläufer des Weinmonopols. Der Spritverkauf war links und die Schenkstube mit «10-Ôre-Schnäpschen» rechts. Auf der gegenüberliegenden Seite der Straße sieht man ein neulich renoviertes Haus 40, «Tregaarden», wo der Kaufmann Skancke seinerzeit einen Kolonialwarenhandel hatte und auch wohnte. Man sagt, dass der Zeichner Olaf Gulbransson, der u.a. die «Trangviksposten» («Krähwinkelbote») illustrierte, den Konsul Skancke als Inspirationsquelle für die Figur des «Major von Knarren» fand. (Deutsche verbinden Gulbranssons Namen wohl mit dem politischen Witzblatt «Simplicissimus».) Heute sind hier sowohl eine feste Galerie für Fredrik Stabel und verschiedene andere Zeitungskarikaturisten als auch für Wanderausstellungen.
Neben dem Skancke-Gebäude liegt ein großes Backsteingebäude – das Missionshaus – das an Stelle von Drøbaks erster Druckerei und erstem Zeitungshaus, das 1901 abbrannte, gebaut wurde.
Unten an «Buggebakken», gleich links neben der Nr. 4 beginnt «Fjellveien» (Bergstraße). Auf dieser Wanderung geht es aufwärts! Wir folgen den vielen Windungen des Weges, immer bergauf, und befinden uns alsbald im Gebiet mit der poetischen Bezeichnung «Bjergene i Øst» (Die Berge im Osten).
Da wo «Fjellveien» mit dem «Seimbakken» zusammenstößt, wenden wir uns nach rechts und gehen weiter aufwärts zur Wegkreuzung ganz oben. Das große weiße Haus links auf der Anhöhe ist das Pfarrhaus («Prestegården») 41. Es geht weiter auf dem «Seierstenveien», aber hier wollen wir noch erwähnen, dass der Weg links zur Grund- und Jugendschule, zu den Sportanlagen, dem Follo-Museum, der «Veisvingbatteri» (Wegbiegungsbatterie) und zu einem sehr großen und variierten Tourterrain führt. «Seierstenveien» führt uns zu «Osloveien», wo wir nach rechts abbiegen und den Fahrrad- und Spazierweg hinunter gehen. Nach einem Weilchen kommen wir zu einer roten Scheune auf der rechten Seite 42. Dies ist das letzte Nebenhaus, das zu dem Bochlum-Eigentum gehörte. Hier konnten die Bauern ihre Pferde einstellen, während sie in der Stadt drunten verschiedenen Tätigkeiten nachgingen.
Vorsichtig und auf den Verkehr aufmerksam gehen wir quer über die Wegbiegung und den Osloweg hinunter nach «Tranga» (Enge) – eine Passage, die ihren Namen zu Recht trägt. Das ganze Gebiet heißt «Råkeløkka». «Tranga» Nr. 3 mit seinem hohen «Schlangenturm» ist die frühere Feuerwehrwache der Stadt.
Etwas niedriger im Terrain, auf der Südseite, liegt ein längliches Gebäude («Damveien» 6) 38, das in der ersten Etage das Behelfsgefängnis von Drøbak beherbergte, bekannt als ungemein wenig ausbruchssichere Einrichtung. Die Verhältnisse waren auch sonst ziemlich «idyllisch»: Eine Zeit lang bestand die gesammelte Polizeistärke aus 1 – einer – Person. Und diese Person war nicht einmal sehr groß gewachsen. «Tranga» (enge Gasse) geht weiter an einer Reihe von Birken entlang – zwischen den Nr. 7 und 8 – und schließlich endet man in der Hauptstraße der Stadt, der «Storgate», bei der Nr. 24, wo wir uns nach links wenden. Wir kommen am unter Anderem am «Hotel Reenskaug» 36 und an Restaurants vorbei, bevor wir zu «Storgata» 43, der alten Zollstation 23 kommen. Die Zollstation in Drøbak war wichtig, nicht zumindest in der Alkoholverbot-Zeit (1916-26), aber diese Station gibt es nicht mehr und das Gebäude gehört der Biologischen Station der Universität Oslo. Hier liegen nun Drøbaks traditionell wichtigste Kais in Reih und Glied. Da wo «Storgata» endet, liegt die sogenannte «Lehmans brygge» 43; sie trägt den Namen des Disponenten der Drøbak Dampfschiffexpedition. Hier war der wichtigste Verkehrsknotenpunkt der Stadt mit Anlegestelle und Busstation. Es handelte sich hier um täglich bis zu 20 Schiffsanläufen, auch mit Waren und Reisenden nach Frogn und Teilen von Vestby und Ås. Eines der wenigen Vergnügen im alten Drøbak war es, sich auf dem Dampfschiffkai zu treffen und dem Verkehr zuzusehen. Das letzte Schiff aus der Hauptstadt kam um 22 Uhr an, und im Sommer gingen die Schaulustigen von hier aus zum Badepark, wo es Tanz zum Kurbel-Grammophon gab. Wir wenden auf der Anlegestelle um und gehen über die «Storgata» zurück zur Zollstation. Dort gehen wir nach links und kommen in die «Badehusgata» (Badehausstraße) und sehen uns die Ansammlung von kleinen, weißen Häuschen an, die buchstäblich Wand an Wand 22 liegen. Dies ist der «Filisterkroken» (Philisterecke). Die Gelehrten streiten sich darüber, woher der Name kommt.
«Hamborg bryggen» 21, wo früher sowohl Lagerplatz als auch Dampfschiffkai waren, liegt links. Wir folgen dem «Hamborgveien» und wandern damit faktisch auf dem «Raskebekken» (Rascher / Mit sich raffender Bach), der früher alles Mögliche aufs Meer hinaus mit sich führte. Die «Storgata» hinauf kommen wir an den Geschäften und Handelshäusern der Stadt vorbei.
An der ersten Kreuzung gehen wir nach links, wo wir an der Hofecke vom ehemaligen Schlachter Abrahamsen 44 vorbeikommen. Achtung vor dem Ochsen!! Nun gehen wir den «Carlsebakken» hinunter und kommen zu Aquarium und Touristeninformation 1 zurück.
Sind Sie nun eine oder mehrere dieser «Basistouren» gegangen, haben Sie sicher Lust, «eigene Wege» zu gehen. Oh bitte! Die «Perle des Oslofjords» hat nämlich ihren Gästen viel mehr zu bieten, als was wir oben erwähnten. Viel Spaß!